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Wenige Wochen vor der
Parlamentswahl in Israel
Scharons Sohn wird zum Korruptionsskandal verhört
38-Jähriger
soll Kontakte zu verdächtigen Likud-Mitgliedern unterhalten / Machtkampf
in der Partei erwartet
Von Thorsten Schmitz
Jerusalem In
Israel zieht der Bestechungs- und Korruptionsskandal im
national-konservativen Likud von Ministerpräsident Ariel Scharon immer
weitere Kreise. Wie die Zeitung Haaretz am Freitag unter Berufung auf
die Ermittlungen einer Sonderkommission der Polizei berichtete, soll in
der nächsten Woche Scharons Sohn Omri vernommen werden. Der 38-Jährige,
der trotz einer gegenteiligen Entscheidung des Generalstaatsanwalts vor
zwei Jahren als Familienmitglied seinen Vater politisch berät und auch
auf Reisen nach Washington begleitet, hatte bei den internen
Likud-Wahlen im Dezember Platz 27 eingenommen. Da dem Likud im nächsten
Parlament mindestens 35Mandate vorausgesagt werden, wird Omri Scharon
der künftigen Knesset angehören.
Die Polizei will Omri
Scharon vernehmen, weil dieser enge Kontakte zu Likud-Aktivisten
unterhalte, die in den
Bestechungsskandal verwickelt sind. Im israelischen Fernsehen hatte Omri
Scharon dies selbst am Donnerstag eingeräumt. Kurz nach den
innerparteilichen Wahlen zur Nominierung von Likud-Kandidaten war
bekannt geworden, dass Mitglieder des Wahlkomitees potenzielle
Kandidaten erpresst und Geld sowie die Unterbringung in Luxushotels
gefordert und erhalten hatten.
Das Ergebnis der Kandidatenliste war zunächst mit Überraschung
aufgenommen worden, da auf den ersten zehn Plätzen kein einziger
Scharon- Gefolgsmann gelandet war, sondern lediglich Anhänger von
Scharons Parteirivalen Benjamin Netanjahu. In Israel erwarten die Medien
einen Machtkampf in der Partei, sobald der Likud, wie vorhergesagt, bei
der Parlamentswahl am 28.Januar als stärkste Fraktion den Regierungschef
stellen wird. Scharon werde sich dann gegen die Netanjahu-Anhänger
stellen müssen, die anders als Scharon die Schaffung eines
Palästinenserstaates auch in Zukunft ablehnen.
Der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofaz hat unterdessen die
Armee und die Geheimdienste des Landes dazu aufgerufen, ihre Einsätze
gegen mutmaßliche palästinensische Terroristen zu intensivieren. Dies
berichtete der israelische Rundfunk am Freitag unter Berufung auf das
Verteidigungsministerium in Tel Aviv. Nach der Tötung von neun
Palästinensern am zweiten Weihnachtsfeiertag durch Soldaten der
israelischen Armee soll Mofaz bei einem Treffen mit seinem Oberkommando
gesagt haben, Israel müsse nun alle Anstrengungen unternehmen, um den
palästinensischen Terror auszurotten. Der Druck auf die Palästinenser
müsse mit der notwendigen Härte erhöht werden, wurde Mofaz zitiert.
Welcher Art die Anstrengungen seien, wurde im Rundfunk nicht gesagt.
Ein Sprecher der palästinensischen Autonomiebehörde nannte die
Äußerungen Mofaz reine Wahlpropaganda. Die Regierung Scharon
versuche, die Parlamentswahl auf Kosten der Palästinenser zu gewinnen.
Bei Razzien in mehreren palästinensischen Autonomiestädten im
Westjordanland hatten israelische Soldaten neun Palästinenser getötet,
unter ihnen Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppen Hamas und
Islamischer Heiliger Krieg, aber auch einen Wächter in einem Krankenhaus
in Ramallah sowie einen 15Jahre alten Palästinenser nahe Nablus.
Unsere schlimme Lage ist unser wahrer Zustand:
Die Tiefen des Jüdischen Bewusstseins
Vielleicht liegt Israels schlimme Lage am Ende gar nicht
nur an äußeren und damit wenigstens theoretisch lösbaren Problemen,
sondern an der inneren Disposition des Volkes...
Links denken, rechts wählen:
Lehren aus der blutigen Statistik
Warum
sind die Israelis auf lange Sicht gesehen Tauben, auf kurze Sicht jedoch
Falken? Und warum möchten sie Ariel Sharon als Premierminister, obwohl
sie glauben, dass die Siedlungen in den Territorien evakuiert werden
sollten?
Wahlstrategien in Israel:
Wie man Sharon helfen kann
Wenn man Sharon helfen will, an der Macht zu bleiben
dann gibt es hier ein paar nützliche Ratschläge...
Der Staat Israel wird katastrophal regiert:
Tief in der Patsche
Anstatt die klügsten, gebildetsten und
professionellsten Leute ins israelische Parlament zu holen, setzt man
uns eine Ansammlung bizarrer Typen vor...
Nicht nur Likud und Awodah stehen zur Wahl:
Die kleineren Parteien als Alternative?
Ob das vernichtende Urteil der Öffentlichkeit über die
beiden großen Parteien lange Bestand haben wird, ist zu bezweifeln...
Wie wird die Kneseth im Januar aussehen?
Prognosen zur Wahl
Laut einer Umfrage des Instituts Dachaf
(Leiterin Mina Zemach), im Auftrag der Tageszeitung Jedioth achronoth
gingen die Stimmen für den regierenden Likud auf 33 Mandate zurück...
Schon
im Vorfeld:
Vorwürfe im Likud
Bei der Aufstellung der
Kandidaten für die Parlamentswahlen soll es in Israels Regierungspartei
zu Korruption und Bestechung gekommen sein...
"Chaos",
"Basar", "Karneval":
Tumulte bei den Vorwahlen im Likud
Aus dem Misserfolg Sharons, seine Leute in die
Parteispitze hineinzumanövrieren, resultiert die Befürchtung, dass die
Partei durch das Vordringen der Netanyahu-Anhänger ein rechtsradikales
Image bekommt...
Die Parteichefs nach links:
Die
Basis nach rechts
Der Likud unter Sharon kann sich als
Netanyahus Likud entpuppen, und die Arbeitspartei unter Mitzna kann sich
zu einer militanten Partei à la Fuad mausern...
Ansichten aus Israel:
Abraham zwischen den Welten
[Buch
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hagalil.com / 29-12-02
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