sueddeutsche.de
Wegen Besetzung der
Palästinenser-Gebiete:
Autonomiebehörde
sagt Wahlen ab
Erekat: Reguläre Abstimmung unmöglich / Israel bereitet sich auf Angriff
des Irak vor
Von Thorsten Schmitz
Jerusalem Die Palästinensische Autonomiebehörde hat am Sonntag nach
einer Kabinettssitzung die für den 20. Januar geplanten
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abgesagt. Kommunalminister Saeb
Erekat sagte, angesichts der andauernden Besetzung palästinensischer
Autonomiezonen sei es nicht möglich, ordnungsgemäße Wahlen abzuhalten.
Einen neuen Termin für Wahlen nannte Erekat nicht.
Palästinenserpräsident Jassir Arafat hatte bereits vor Wochen eine
Verschiebung der Wahlen erwogen.
Unterdessen werden in Israel die Vorbereitungen auf einen möglichen
Angriff durch den Irak als Reaktion auf einen US-Militärschlag
intensiviert. Die Tageszeitung Haaretz berichtete am Sonntag, noch vor
Silvester würden tausend in Deutschland stationierte US-Soldaten nach
Israel entsandt. Die Soldaten einer Raketenabwehr-Division würden
gemeinsam mit israelischen Soldaten umfangreiche Manöver in Israel
abhalten, bei denen die Abwehr von Scud-Raketen geübt werde. An den
Manövern von Januar an soll auch die türkische Armee teilnehmen.
Zugleich werde die US-Marine eine Fregatte vor die Küste Tel Avivs
entsenden und mehrere Abwehrraketen des Typs Patriot sowie
Patriot-Batterien liefern. Im Golfkrieg 1991 hatte der Irak
39Scud-Raketen hauptsächlich auf den Großraum Tel Aviv abgefeuert.
Israel hatte bereits in den vergangenen Wochen mehrere Patriot-Batterien
im Zentrum des Landes sowie um Tel Aviv herum positioniert sowie
Raketenabwehrstellungen des von Israel entwickelten Arrow-Systems. Beim
Golfkrieg 1991 hatten die Patriot-Raketen ihre Ziele verfehlt, woraufhin
Israel das Arrow-System entwickelte. Im israelischen Rundfunk hieß es am
Sonntag, die Zivilschutzbehörden und die Luftwaffe seien aufgefordert
worden, sich auf den Kriegsfall einzustellen.
Übereinstimmend hieß es in den Medien, Israel rechne mit einem
Kriegsbeginn Ende Januar oder Anfang Februar. Als Beleg dafür wurde auch
die Absage einer von US-Präsident George W. Bush für Mitte Januar
geplanten Afrika- Reise gewertet. In israelischen Schulen wird nach
Angaben aus dem Bildungsministerium kommende Woche damit begonnen, die
Schüler im Umgang mit Gasmasken zu unterrichten. 6000 medizinische
Helfer sollen gegen Pockenbakterien geimpft werden. Bereits im Herbst
waren 15000 Krankenhaus- und Militär-Angestellte gegen Pocken geimpft
worden.
Mit ihrem Veto verhinderten die USA in der Nacht zum Freitag eine
Resolution im UN-Sicherheitsrat, die Israel wegen der Tötung dreier UN-
Mitarbeiter verurteilen sollte. Zwölf der 15 Sicherheitsrats-Mitglieder
hatten der von Syrien eingebrachten Entschließung zugestimmt, darunter
auch Großbritannien. Unter den getöteten UN-Mitarbeitern hatte sich ein
britischer Staatsbürger befunden, dessen Mobiltelefon von israelischen
Soldaten fälschlicherweise für eine Waffe gehalten wurde.
sz / 23. Dezember 2002
Ansichten aus Israel:
Abraham zwischen den Welten
[Buch
/
CD]
hagalil.com / 25-12-02
|